Kommentar – Denkanstöße: Zwei Botschaften
Was ist wichtiger: Ich oder wir? Die Fragestellung der „Denkanstöße“ griff ein originäres Menschheitsthema auf, auf das die aktuellen Bilder aus Japan scheinbar nur eine Antwort erlauben: Ohne Solidarität wäre alles ganz und gar verloren.
Das bemerkenswerte Ulmer Gesprächsformat erzeugt große Aufmerksamkeit. Eine Botschaft lautet: Von wegen Verflachung, es existiert ein großes Bedürfnis nach Tiefgang und Erklärung.
Ich oder wir? In Bezug auf die „Denkanstöße“-Reihe lautet die Antwort: Wir. Ist doch das 80 000 Euro schwere Budget nur in der Dreieinigkeit von Uni, Stadt und Sparda-Bank als der Hauptgeldgeberin zu finanzieren. Der Erfolg sollte die Ulmer Stadtpolitik ermuntern, Vertrauen zu setzen in die Initiatorinnen – die feministische Anmutung deshalb, weil es die Denkanstöße ohne Humboldt-Studienzentrumsleiterin Renate Breuninger und Bürgermeisterin Sabine Mayer-Dölle wohl kaum gäbe. Über den städtischen Zuschuss von 15 000 Euro, im Haushalt als „Sonderfaktor“ ausgewiesen, wird jedes Jahr aufs Neue im Rahmen der Eckwerte-Beratung im Juli befunden. Sonderfaktoren sind stets auch Unsicherheitsfaktoren, da sie gern mal zur Disposition gestellt werden.
Die Organisation der Denkanstöße bedarf des Gegenteils: der Planungssicherheit – und des nachhaltigen Vorlaufs. Der Zuschuss sollte eine feste, berechenbare Größe im Haushalt werden. Das wäre dann die zweite Botschaft. HANS-ULI THIERER
Erscheinungsdatum: Montag, 21.03.2011
Quelle: Südwest Presse