• Skip to main content
  • Zur Hauptsidebar springen
  • Zur Fußzeile springen

Ulmer Denkanstöße

  • Ulmer Denkanstöße 2023
    • Thema
    • Programm
    • Aufzeichnungen
    • Referent/innen
    • Moderator/innen
    • Aktuelles
  • Archiv
    • Alle Referent/innen
    • Pressespiegel
    • Archiv 2008–2022
  • Partner
    • Universität Ulm
    • Stadt Ulm – Kulturabteilung
    • Sparda Bank
  • Kontakt
    • Kontakte
    • Kontaktformular
    • Veranstaltungsorte

2011

Gefragte Denkanstöße

Ulm. Denkanstöße, die vierten: Auch die Auflage 2011 der Gesprächsreihe hatte große Zugkraft. Von vorn herein klar war, dass es eine eindeutige Antwort auf „Was zählt unterm Strich – Ich oder wir?“ nicht geben konnte.

Zum Finale leichte Ermüdungserscheinungen: Besucher des Schlusspodiums der 4. Ulmer Denkanstöße, organisiert und finanziert durch das Humboldt-Studienzentrum der Uni, das städtische Kulturamt und die Spardabank, hatten am Samstagabend keine Mühe, einen Sitzplatz im Stadthaus zu finden.

Das war während der Vorträge, Impulsreferate und Diskussionen zuvor von Donnerstagabend an teilweise anders gewesen: riesige Resonanz, oft überfüllter Saal. Entsprechend überschwänglich das Fazit Sabine Mayer-Dölles: „Die Denkanstöße sind eine tolle Erfolgsgeschichte“, sagte die Ulmer Sozial- und Kulturbürgermeisterin, neben Humboldt-Studienzentrumschefin Prof. Renate Breuninger eine Miterfinderin der Reihe. Auch Breuninger und der derzeitige Philosophie-Gastprofessor Günter Fröhlich zeigten sich am Ende der vierten Auflage begeistert: „Phantastisch, wie Ulm dieses Angebot annimmt“, kommentierte der gebürtige Augsburger Fröhlich abschließend.

In den Gesprächsrunden zuvor war versucht worden, das vielschichtige Beziehungsgeflecht zwischen Individuum und Gesellschaft ein wenig zu entflechten. Schließlich fallen die Denkanstöße hinein in eine Zeit, in der es nach Jahrhunderten des „grandiosen Aufstiegs des Ichs“ (der Schweizer Soziologe Prof. Peter Gross) zum guten Ton zu gehören scheint, Egoismus und Eigensinnigkeit zu geißeln und dem Phänomen der „Wiedergeburt des Narzissmus“ (Philosphie-Professor Hans-Werner Bierhoff, Ruhr-Uni Bochum) auf den Grund zu gehen.

Dabei sei es doch so, dass erst das „Ich ein Du ermöglicht, aus dem das Wir entstehen kann“, wie Prof. Heiner Fangerau (Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie, Ethik der Medizin an der Uni Ulm) als Teilnehmer am Abschlusspodium eine Erkenntnis der Denkanstöße zusammenfasste. Diese Finalrunde verdeutlichte, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen gewesen wäre, h?tte man danach getrachtet, eine alles gültige Antwort auf die Fragestellung „Was zählt unterm Strich – Ich oder wir?“ zu finden. Aber das, sagte Renate Breuninger zur SÜDWEST PRESSE, sei auch gar nicht Sinn der zweieinhalbtägigen philosophischen und soziologischen Exkurse. „Mehr, als die Stadtgesellschaft zum Nachdenken anregen, können wir nicht erreichen. Wunderbar, dass dies gelingt.“

Speziell Journalisten möchten freilich verständliche Antworten auf Fragen der Zeit finden. SWR-Kulturredakteur Ralf Caspary war als Moderator des Schlusspodiums auf klare Aussagen aus. Ausschnitte, beginnend mit der Frage an die sozial engagierte Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel (Botschafterin SOS-Kinderdörfer), warum ihr das Wir wichtig sei. Antwort: „Das Miteinander, die Nächstenliebe gehören wie selbstverständlich zum Menschsein.“ Frage an den Ulmer OB Ivo Gönner: „Sie müssen altruistisch denken. Sind Sie ein Gutmensch?“ Antwort: „Es ist die Aufgabe des Oberbürgermeisters, allen gleich gerecht zu sein, Armen und Reichen. Das gilt um so mehr in Ulm, wo der OB dem Schwörbrief verpflichtet ist.“ Frage an den Frankfurter Politikforscher Prof. Christian Stegbauer: „Macht das Internet uns solidarischer oder zu Egomanen?“ Antwort: „Frage falsch gestellt. Eine Technik macht nicht uns zu etwas, der Mensch macht etwas mit einer Technologie. Soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook stellen Gefäße zur Verfügung, die die Teilnehmer gemeinsam füllen.“ Frage an den Berliner Publizisten und Autor Richard Herzinger („Die Tyrannei des Gemeinsinns“): „Was ist zu kritisieren am Wir-Gefühl?“ Antwort: „Dass es den Egoismus zur rituell unterdrückten Eigenschaft macht. Getarnt für die gute Sache, kann das Wir inakzeptabel werden.“

Ich oder wir? Auch Bürgermeisterin Mayer-Dölle versuchte sich in einem geradezu philosophisch anmutenden Fazit zum Thema: „Ich oder wir ist nicht der Unterschied. Alles hat seine Berechtigung zu seiner Zeit – und bedarf der Reflexion.“ HANS-ULI THIERER

Erscheinungsdatum: Montag, 21.03.2011
Quelle: Südwest Presse

Kommentar – Denkanstöße: Zwei Botschaften

Was ist wichtiger: Ich oder wir? Die Fragestellung der „Denkanstöße“ griff ein originäres Menschheitsthema auf, auf das die aktuellen Bilder aus Japan scheinbar nur eine Antwort erlauben: Ohne Solidarität wäre alles ganz und gar verloren.

Das bemerkenswerte Ulmer Gesprächsformat erzeugt große Aufmerksamkeit. Eine Botschaft lautet: Von wegen Verflachung, es existiert ein großes Bedürfnis nach Tiefgang und Erklärung.

Ich oder wir? In Bezug auf die „Denkanstöße“-Reihe lautet die Antwort: Wir. Ist doch das 80 000 Euro schwere Budget nur in der Dreieinigkeit von Uni, Stadt und Sparda-Bank als der Hauptgeldgeberin zu finanzieren. Der Erfolg sollte die Ulmer Stadtpolitik ermuntern, Vertrauen zu setzen in die Initiatorinnen – die feministische Anmutung deshalb, weil es die Denkanstöße ohne Humboldt-Studienzentrumsleiterin Renate Breuninger und Bürgermeisterin Sabine Mayer-Dölle wohl kaum gäbe. Über den städtischen Zuschuss von 15 000 Euro, im Haushalt als „Sonderfaktor“ ausgewiesen, wird jedes Jahr aufs Neue im Rahmen der Eckwerte-Beratung im Juli befunden. Sonderfaktoren sind stets auch Unsicherheitsfaktoren, da sie gern mal zur Disposition gestellt werden.

Die Organisation der Denkanstöße bedarf des Gegenteils: der Planungssicherheit – und des nachhaltigen Vorlaufs. Der Zuschuss sollte eine feste, berechenbare Größe im Haushalt werden. Das wäre dann die zweite Botschaft. HANS-ULI THIERER

Erscheinungsdatum: Montag, 21.03.2011
Quelle: Südwest Presse

Da gibt es nichts zu lachen

Peter Sloterdijk umspannt im Stadthaus die Menschheitsgeschichte

Ulm. Bei Festredner Peter Sloterdijk wurde der Meier-Bau bis zu den übertragungsstationen Treppenhaus und Oberetage des Stadthauscafés mit Videoprojektionen zum multimedialen Hörsaal. Gleich zu Beginn dieser vierten „Ulmer Denkanstöße“ rief Ulms Kulturbürgermeisterin Sabine Mayer-Dölle das Publikum im bis ins Treppenfoyer bespielten Stadthaus zu einer Schweigeminute im Stehen in Gedenken an die Opfer der japanischen Tragödie auf. Bildungsministerin Annette Schavan konnte nicht an der Eröffnung der Veranstaltungsreihe des Humboldt-Studienzentrums der Uni Ulm, der Stadt und der Sparda-Bank, teilnehmen: Kurzfristig war beim Bundespräsidenten eine Sitzung wegen der Katastrophenhilfe für das gepeinigte Land einberufen worden.

Die Philosophie finde in Zeiten der Umbrüche ein ungeahntes Interesse, konstatiert Mayer-Dölle auch für die Ulmer Stadtgesellschaft öffentliches Interesse hinsichtlich der Bemühungen des Studienzentrums für Philosophie und Geisteswissenschaften. Dieses ist angedockt an die Uni auf dem Oberen Eselsberg, die keine geisteswissenschaftliche Fakultät hat. Toleranz und Dialog sind laut Mayer-Dölle mehr denn je gefordert. Unterm Strich zähle mehr das „Wir“ als das „Ich“. Diese Einschätzung teilt auch Sparda-Bank-Vorstandsvorsitzender Thomas Renner.

Uni-Präsident Joachim Ebeling hebt in der Umkehrung das „Ich“ im Zusammenwirken mit dem „Wir“ hervor: „Eine Doktorarbeit sollte zumindest das Werk eines Einzelnen sein“. In Sachen einer von vielen seit Langem vermissten geisteswissenschaftlichen Fakultät an der Universität gab sich Ebeling eher skeptisch: Alle Ulmer Vorstöße seien von Stuttgart bislang abgeschmettert worden. „Doch“, so Ebelings Aufruf nach Bildung in einer Ich und Wir-Gesellschaft: „Wenn wir alle zusammenhalten, können wir’s möglicherweise vielleicht doch noch schaffen“. „Sloterdijk ist im Raum“, ruft Renate Breuninger, die den großen Denker zu den von Musiktalenten des SpardaPreCollege der Karlsruher Musikhochschule hochkarätig untermalten „Ulmer Denkanstößen“ holen konnte.

Der TV-bekannte Philosoph und Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe bindet zum Ende seines über gut Eineinviertelstunden packenden, kulturphilosophischen Vortrags zum Thema „Der starke Grund zusammen zu sein“ den durch die Erbeben- und Tsunami-Katastrophe ausgelösten Reaktor-GAU in Fukushima in seinen anthropologischen Exkurs mit ein.

Dieser große Kopf bewegt sich auf den massigen Schreibtisch via Podium zu, nimmt Platz zwischen Selters und Großleinwand, lächelt verschmitzt, unterstreicht mit Bewegungen der rechten Hand die Signalwirkung seiner Sätze, zwirbelt im Nachsinnen oder Neuansatz seinen Oberlippenbart und packt mit seinem monologisch verästelten Essay in verhaltenem, aber klar vernehmlichem und akzentuierendem Stimmtimbre die Menschheitsgeschichte beim Schopfe. Ein Skandal im „Synchronstress“ der „Sorgengemeinschaften“ sei immer ein Fest für den Soziologen, positioniert er sich angesichts eines „artifiziellen Sorgenclubs“ Deutschland.

Ausgehend von der Menschheitszerstreuung durch uralte afrikanische Wanderbewegungen erkennt er heute das (globalisierte) Zeitalter der „Wiederversammlung“, das gekennzeichnet sei durch das Paradoxon der „Verwandtschaft mit der Unfähigkeit des Zusammenkönnens“. Der Staat von heute sei Mitglied einer „paradoxen Gattung“. Zuvor charakterisiert er „acht starke Gründe“ des Zusammenlebens: Dazu rechnet er Motiv stiftende soziale Bande ebenso wie den „Zirkulationsraum der Gabe“ (die im Kreislauf von Geben und Nehmen etwas zurück wolle) oder die Solidargemeinschaft bis zur massiven Stresskooperation: In Japan hätten sich freiwillig Männer für die Arbeit in den Unglücksreaktoren gemeldet.

Im Übrigen hält es Sloderdijk, der auch als Analytiker im Plauderton antiker und biblischer Mythen glänzt, in seiner Epochen umfassenden Ideen-, Verhaltens- und Menschheitsanalyse, mit Erich Kästner: „Der Mensch ist gut! Da gibt es nichts zu lachen!“ ROLAND MAYER

Erscheinungsdatum: Montag, 21.03.2011
Quelle: Augsburger Allgemeine

Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff

Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff | 19. März 2011

Lehrstuhl für Sozialpsychologie, Ruhr-Universität Bochum

Thema: „Narzissmus - die Wiederkehr“

Mehr

Prof. Dr. Kurt Bayertz

Prof. Dr. Kurt Bayertz | 19. März 2011

Professor für Philosophie, Universität Münster

Thema: „Macht Egoismus glücklich?“

Mehr

Prof. Dr. Peter Gross

Prof. Dr. Peter Gross | 19. März 2011

em. Ordinarius für Soziologie, Universität St. Gallen

Thema: „Der Kreisel, der sich selber peitscht“

Mehr

  • Go to page 1
  • Go to page 2
  • Go to page 3
  • Weiter

Haupt-Sidebar

  • Startseite
  • Workshop mit Agota Lavoyer
  • Livestream [Sven Plöger]
  • Ulmer Denkanstöße 2023
  • Archiv
  • Partner
  • Kontakt
  • Impressum
  • Datenschutzerklärung

 

Google Maps

Mit dem Laden der Karte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.
Mehr erfahren

Karte laden

Footer

  • Ulmer Denkanstösse
    • Aktuelles
  • Archiv
    • Alle Referent/innen
    • Pressespiegel
    • Archiv 2008–2022
  • Partner
    • Universität Ulm
    • Stadt Ulm – Kulturabteilung
    • Sparda Bank
  • Kontakt
    • Kontakte
    • Kontaktformular
    • Veranstaltungsorte

Partner

© Ulmer Denkanstöße 2008–2023 | Impressum | Datenschutz

Zum Seitenanfang