IMPULSREFERAT | 15. MÄRZ 2019, 14.00 – 16.30 UHR
BIOGRAPHIE
Dr. med. Vinzenz Mansmann (*1955) war Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, und Experte für Burnout-Therapie und Stressbewältigung. Nach einer Tätigkeit in der Psychiatrie und als Landarzt gründete er 1989 eine Rehaklinik für körperliche und psychische Erschöpfung und leitete diese über 25 Jahre lang. 2007 gründete er ein zusätzliches Akutkrankenhaus für Psychosomatik und Psychotherapie für Patienten mit seelischem Trauma. Vor und neben seiner klinischen Tätigkeit führte er 32 Jahre lang eine ambulante Arztpraxis für Ganzheitsmedizin und Naturheilkunde und hat über 25.000 Patienten persönlich behandelt. Als Visionscoach und buddhistischer Meditationslehrer bietet er Kurse für Patienten, Ärzte und Therapeuten an.
Er verbüßte eine 3-jährige Freiheitsstrafe wegen eines Formfehlers bei den privatärztlichen Abrechnungen von ausländischen Therapieverfahren wie z.B. amerikanische Traumatherapie SE und Ayurveda-Massagen, was juristisch als Versicherungsbetrug gewertet wurde.
Heute ist er als Buchautor, Unternehmensberater im Gesundheitswesen und Burnout-Coach tätig. Er sagt: „Ich hatte das Glück, in meiner 9-Quadratmeter Gefängniszelle Bücher schreiben zu können. Dort kann man ohne Stress und Ablenkungen gut denken, schreiben und meditieren.“
THESEN ZUM VORTRAG
„Im Gefängnis hat man ein „gefühltes Eremitendasein“ mit innerer Einsamkeit, denn man kann sich die Gesprächs- oder Arbeitspartner nur bedingt aussuchen. Die Vorauswahl, die man präsentiert bekommt, ist eine besondere Herausforderung: in jedem Menschen das Gute, den göttlichen Kern oder die enthaltene Buddha-Natur zu erkennen und zu lieben „auf Teufel komm raus“. Dies ist eine harte Schule der Demut. … In meiner inneren Einsamkeit stellte ich mir oft die Frage nach dem Sinn dieses meines aktuellen Lebens im Keller in der sog. Kammer, wo wir zu dritt die Gefangenenwäsche tauschten, sortierten, wuschen, mangelten, bügelten und reparierten.“ (Aus: Tagebuch eines Buddhisten im Knast, 2015)
„Je schneller Sie sich mit dieser Ohnmacht abfinden, desto weniger stürzen Sie von einer Enttäuschung in die nächste. Für mich war das Schlimmste der plötzliche Kontaktabbruch zu meiner Familie (Frau, 7 Kinder, 11 Enkel) und allen Freunden und Mitarbeitern. Außer Briefe zu schreiben – deren Antwort man erst nach 3 Wochen bekommt, weil der Staatsanwalt alles zuerst Kontrolle liest – gibt es zweimal monatlich nur 45 Minuten Besuchszeit mit Überwachung durch einen Justizbeamten, der in 1,5 Meter Entfernung alles mithört. … Ja, Sie sind auf einem abgeschlossenen Planten ausgesetzt ohne Außenkontakt. Sie erleben, wie Ihr Berufsleben und Ihre Existenz kaputt gehen und müssen dem ohnmächtig zusehen.“ (Aus: Im Dschungel der Justiz 12 – Die Spielregeln des Planeten JVA, 2014)
Bildquelle: © Dr. Vinzenz Mansmann