IMPULSREFERAT | 16. MÄRZ 2018, 14.00 – 16.30 UHR
Gunter A. Pilz
Vorsitzender der AG Fair Play & Gewaltprävention des Deutschen Fußball-Bundes
BIOGRAPHIE
Professor Dr. Gunter A. Pilz, geboren 1944, ist Diplom-Soziologe und Honorarprofessor an der Hochschule Hannover. Von 1965 bis 1971 studierte er Soziologie, Psychologie und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Freiburg im Breisgau, München und Zürich. 1981 promovierte er zum Dr. Phil. an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften an der Universität Hannover.
Seine Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Fair Play, Sozialwissenschaftliche Fragestellungen des Sports, sowie Gewalt in der Gesellschaft und im Sport.
Schon seit 1972 engagiert er sich in den Sportwissenschaften und hatte in diesem Bereich verschiedenste Positionen in der Schweiz und Deutschland inne. So war er lange Zeit an der Universität Hannover in Forschung und Lehre des Institutes für Sportwissenschaften tätig. 2012 bis 2014 zeichnete er sich insbesondere als Leiter der Kompetenzgruppe „Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit“ aus, wo er seit 2015 fachlicher Berater ist. Daneben berät er den DFB in den Bereichen gesellschaftliche Verantwortung, Fair Play, Werteorientierung, Gewaltprävention, Fankultur/Prävention, Sicherheit und Rechtsextremismus. Prof. Dr. Gunter A. Pilz ist überdies Träger des Ethikpreises des Deutschen Olympischen Sportbundes und des Bundesverdienstkreuzes am Bande.
THESEN ZUM VORTRAG
„Massensport, das heißt heute: zweiundzwanzig spielen Fußball, Tausende und Zehntausende sehen zu. Sie stehen um das Spielfeld herum, kritisieren, johlen, pfeifen, geben ihr sachverständiges Urteil ab, feuern die Spieler an, bejubeln ihre Lieblinge, beklatschen einzelne Leistungen, reißen den Schiedsrichter herunter, fanatisieren sich, spielen innerlich mit. (…) Sie verfallen der Fußballpsychose, und sie benehmen sich auf dem Sportplatz, als hinge nicht nur ihr eigenes Wohl und Wehe, sondern das Wohl und Wehe der ganzen Welt von dem Ausgang dieses lumpigen Fußballspiels ab“. Mit diesen Worten warnte der Sozialdemokrat Helmut Wagner bereits 1931 vor der Gefahr von Massenemotionen beim Fußballspiel. Fußball aber ist Emotion, das Fußballspiel als menschliches Drama lebt von Emotionen und: Emotionen beleben nicht nur – wie der damalige Präsident des VfB Stuttgart Gerhard Mayer-Vorfelder sagte – das Geschäft“, sie sind auch wichtig, ja unverzichtbar für den Ausgleich des Trieb- und Affekthaushaltes. Sportarenen, Fußballstadien sind eine der letzten erhaltenen öffentlichen Bastionen für das Ausleben dieser Emotionen und somit ein wichtiger Ort des Ausgleichs des Seelenhaushaltes und der Kompensation zivilisatorischer Zwänge. So warnt das Gewaltgutachten der Bundesregierung aus dem Jahre 1990 vor einem rigorosen Vorgehen bei der Bewältigung des gesellschaftlichen Phänomens gewalttätiger Fanausschreitun-gen mit den Worten: “Aus der Sicht der Fans in einer auf Passivität ausgerichteten Konsumgesellschaft bietet die Fanszene jedoch eine hoch einzuschätzende kompensatorische Möglichkeit, um Alltagsfrustrationen zu verarbeiten und ‚Urlaub‘ vom gewöhnlichen und zumeist langweiligen Tagesrhythmus zu machen“. Auf der anderen Seite gefährden überbordende Emotionen die Sicherheit in den Stadien.
Am Beispiel der Ultra-Kultur werden Bedeutung und Gefahren unterschiedlichsten Auslebens von Emotionen in den Fußballstadien aufgezeigt und Folgerungen diskutiert.
Bildquelle: Privat