Ulmer Denkanstöße 2012
Leben um zu arbeiten – arbeiten um zu leben?
Warum arbeiten wir? Geht es nur um den Lebensunterhalt und die Befriedigung unserer elementaren Bedürfnisse oder gewährt Arbeit Erfüllung im Sinne von Beruf als Berufung? Wer arbeitet, der wird gebraucht, ist Teilhaber gesellschaftlicher Prozesse. Arbeit ist Sinnstiftung, wenn diese in einer Verwirklichung der eigenen Talente besteht, wenn der Arbeitende sich mit dem Ergebnis seiner Tätigkeit identifiziert.
Allerdings scheint die Arbeit heute mehr und mehr zu einem knappen Gut zu werden. Hatte Hannah Arendt recht, wenn sie schreibt: „Was uns bevorsteht, ist die Aussicht auf eine Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgegangen ist, also die einzige Tätigkeit, auf die sie sich noch versteht. Was könnte verhängnisvoller sein?“ Geht uns wirklich die Arbeit aus oder finden sich nur neue Formen der Arbeit? Wie wird die Arbeit in Zukunft aussehen? Wie werden Mann und Frau in Führungspositionen im 21. Jahrhundert aussehen? Wie kann sich unsere Gesellschaft künftige Arbeitsfähigkeit und Kreativität erhalten? Was ist mit der Freizeit des Menschen? Ist diese nur als freie Zeit von der Arbeit zu sehen?
Auch stellt sich die Frage, ob unsere Gesellschaft zunehmend in zwei Kategorien zerfällt: Der eine Teil hat Arbeit, ist aber gerade dadurch bedroht: Durch neue Technologien hat die Arbeitswelt sich sehr stark verändert. Für Menschen, die Arbeit haben, ist diese zur wahren Leidenschaft geworden, die ihr Leben beherrscht: Sie können mitunter nicht mehr abschalten, eine ständige Erreichbarkeit und Mobilität und damit verbunden eine Reduzierung des privaten Bereichs zugunsten der Arbeit sind die Folgen. Experten sprechen mitunter schon von Einsamkeit, Isolation, auch von Verwahrlosung und nicht zuletzt von Burnout als Krankheitsbild.
Der andere Teil hat keine Arbeit und ist so ökonomisch, sozial und insbesondere als tätiger Mensch von seiner Selbstfindung und als Teil der Gesellschaft von dieser ausgeschlossen. Bei davon besonders betroffenen jungen Menschen fehlt manchmal sogar die Perspektive, jemals ein solcher Teil der Gesellschaft zu werden. Die Auflehnung dagegen scheint verständlich. Sie äußert sich im besten Fall in Protesten, im schlechtesten in Gewalt gegen Mitmenschen. Zudem: Wenn Menschen dann eine Stelle finden, stehen sie unter enormem Druck, Höchstleistungen zu erbringen, da sie fürchten, ihre immer nur auf kurze Zeit befristeten Tätigkeiten wieder zu verlieren. Auch hier ist von Burnout die Rede.
Wie werden die Perspektiven für die Zukunft der Arbeit aussehen? Das alles sind Fragen, denen wir in diesen 5. Ulmer Denkanstößen nachgehen möchten.
Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei. Die Einnahmen aus freiwilligen Spenden kommen der Einrichtung »Der Grüne Zweig (ARKUS GmbH) – gute Arbeit für Ulm« zugute.