Ulm. Zum vierten Male finden Mitte März die Ulmer Denkanstöße von Uni und Stadt Ulm statt. Diesmal geht es mit namhaften Referenten für alle Bürger um die Spannung zwischen Egotrip und Gemeinschaftssinn.
Sabine Mayer-Dölle stellt fest: „So was hat Ulm gefehlt.“ Das sehe man am großen Zuspruch, den die Ulmer Denkanstöße finden, sagt die Ulmer Sozialbürgermeisterin. In kürzester Zeit habe sich diese Veranstaltung etabliert, mit der die Stadt und das Humboldt-Studien-Zentrum der Uni Ulm geistes- und sozialwissenschaftliche Zeichen setzen wollen. Themen dieses öffentlichen Symposiums im Stadthaus bisher: Interkulturalität. Würde am Lebensende. Respekt und Gewalt.
Das Thema für die vierte Auflage, die jetzt für 16. bis 19. März ansteht, erweist sich wieder als aktuell: „Was zählt unterm Strich: Ich oder Wir?“ S 21, Wutbürger, Partikularinteressen auch in der Ulmer Lokalpolitik, das sind für die Bürgermeisterin Beispiele für die Brisanz dieser Frage, die im Übrigen zukunftsentscheidend sei: In der älter werdenden Gesellschaft seien neue Formen und Strukturen gegenseitiger Unterstützung und Verantwortung gefragt.
Namhafte Referenten wie Kinderpsychiater Michael Winterhoff, Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski und der Philosoph Peter Sloterdijk (siehe Info-Kasten) werden das Thema erörtern. Tatsächlich geht es um die grundphilosophische Frage nach dem Einzelnen in der Gesellschaft, nicht aber um ein Entweder-Oder, betont Prof. Renate Breuninger von der Uni: „Nur in der Gesellschaft sind Talente zu entwickeln, die der Einzelne dann wieder an sie zurückgibt.“ Ohnehin sei die Zeit der „Ichlinge“ vorbei, wie der Boom von Genossenschaften, Patenschaften, Familie und Ehrenamt zeige.
Den Anstoß für die Denkanstöße 2011 gab übrigens ganz profan die Fußball-WM 2006. So erinnerte sich Walter Hahn, Bereichsleiter von der Sparda-Bank Baden-Württemberg als Sponsor der Tagung, daran, wie das Public Viewing in seinem Göppinger Wohngebiet für eine unerwartete Gruppendynamik sorgte, die die Nachbarn bis heute zusammenhält. „Da bewegt sich was.“
So wie die Ulmer Denkanstöße etwas bewegen: Inzwischen liegen sogar Anfragen anderer Städte vor, dieses Modell zu übernehmen. Zu dem gehört, dass der Eintritt frei ist und der Spendenerlös an eine gemeinnützige Einrichtung fließt – diesmal an den Verein „Engagiert in Ulm“.
Info www.ulmer-denkanstoesse.de Genauer Programmablauf folgt.
Erscheinungsdatum: Samstag, 05.03.2011
Quelle: Südwest Presse