IMPULSREFERAT | 14. MÄRZ 2020, 14.00 UHR
BIOGRAPHIE
Niko Paech wuchs in Niedersachsen nahe der holländischen Grenze auf, studierte von 1981 bis 1986 Volkswirtschaftslehre an der Universität Osnabrück, war danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Außenwirtschaft tätig und promovierte 1993. Anschließend arbeitete er in der Oldenburger Stadtverwaltung als Agenda 21-Beauftragter. An der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg habilitierte er sich 2005 und vertrat den dortigen Lehrstuhl für Produktion und Umwelt von 2008 bis 2016. Er wurde 2010 zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Derzeit forscht und lehrt er im Masterstudiengang Plurale Ökonomik an der Universität Siegen, wo ihm 2018 ebenfalls der Titel eines außerplanmäßigen Professors verliehen wurde. Für seine Aktivitäten im wissenschaftlichen und medialen Bereich wurde er verschiedentlich ausgezeichnet, etwa mit dem Journalistenpreis „Oldenburger Feder“ (2002), dem „Kapp-Forschungspreis für Ökologische Ökonomie“ (2006), dem ZEIT-WISSEN-Preis „Mut zur Nachhaltigkeit“ (2014), dem „Leopold-Kohr-Preis“ (2016) sowie dem „Bad Herrenalber Akademiepreis“ (2018).
THESEN ZUM VORTRAG
Chronische Zeitknappheit kristallisiert sich als Schattenseite des modernen Wohlstandes heraus. Viele empirische Beobachtungen deuten darauf hin, dass während der vergangenen Jahrzehnte eine Entkopplung des subjektiven Wohlbefindens von der Ausstattung mit materialisierten Gütern und anderen Freiheitsymbolen stattgefunden hat. Das Viel-haben tritt in Konflikt zum Gut-leben, weil die menschliche Aufnahmekapazität für Genüsse, Ereignisse und Konsumfunktionen beschränkt ist: Sowohl die Sinnesorgane, als auch psychischen Ressourcen eines Menschen sind infolge massiver Kaufkraftzuwächse und Freiheitsgewinne erschöpft. Reizüberflutung und eine bis zum Konsum-Burn-Out reichende Überforderung greifen Platz. Dies zu analysieren und Lösungen zu finden liegt im Fokus einer zeitökonomischen Theorie der Suffizienz. Es zeichnet sich eine Sinnkrise ab, deren Bewältigung sich mit Elementen einer reduktiven Transformation deckt, die zwecks ökologischer Überlebensfähigkeit ohnehin anstünde. Elegante Genügsamkeit konfrontiert die verzweifelte Suche nach weiteren Steigerungen von Güterbesitz und Bequemlichkeit mit einer simplen Gegenfrage: Von welchen Energiesklaven, Konsum- und Komfortkrücken ließen sich überbordende Lebensstile und schließlich die gesamte Gesellschaft befreien?
Bildquelle: Archiv Niko Paech