
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Ziviler Ungehorsam als Terror? Eine kritische Reflexion der Rechtsprechung zum Gewaltbegriff
Die Sitzblockade ist ein klassisches Beispiel für zivilen Ungehorsam. Ein zentrales Merkmal dieser Protestform ist ihre Gewaltlosigkeit, ein Kriterium, das oft entscheidend für die öffentliche Bewertung der Legitimität von Protestaktionen ist. Doch die wechselhafte Geschichte der Rechtsprechung zeigt, dass dieses Merkmal bei genauerer Betrachtung ambivalent ist. Der Vortrag beleuchtet, wie autoritative Definitionen von Gewalt den Umgang mit Protestformen und ihre rechtliche wie moralische Legitimation prägen. Philosophische Ansätze zeigen dabei, dass die Bereitschaft zur eigenen Verletzlichkeit, die eigentlich als Ausdruck von Gewaltlosigkeit gedacht ist, durch juristische Interpretation in Gewalt umgedeutet werden kann.