VORTRAG | 18. MÄRZ 2011, 17.00 UHR
Michael Winterhoff, geboren 1955, ist Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapeut. Er studierte Humanmedizin in Bonn und betreibt dort seit 1988 eine eigene Praxis. Als Sozialpsychiater ist der anerkannte Facharzt auch im Bereich der Jugendhilfe tätig.
Mit seinem Bestseller (Platz 4 auf der SPIEGEL-Bestseller-Liste des Jahrzehnts) „Warum unsere Kinder Tyrannen werden. Oder: Die Abschaffung der Kindheit“ hat Winterhoff eine grundlegende gesellschaftliche Debatte losgetreten. Seine These: Immer mehr Erwachsene befinden sich in gravierenden, unbewussten Beziehungsstörungen gegenüber (ihren) Kindern. Dabei unterscheidet er zwischen drei wesentlichen Ausformungen: Das Kind wird als kleiner Erwachsener behandelt (Kind als Partner); der Erwachsene gerät in Abhängigkeit von den Äußerungen kindlicher Liebe (Projektion); das Kind wird im Rahmen einer psychischen Verschmelzung vom Erwachsenen als Teil seiner selbst wahrgenommen (Symbiose).
Gesellschaftliche Fehlentwicklungen verhindern, dass Erwachsene für Kinder ein klares Gegenüber sind – ein Gegenüber, das für eine gesunde Entwicklung der kindlichen Psyche und Persönlichkeit eine unbedingt notwendige Voraussetzung wäre. Die Folge: Immer mehr Menschen leiden an einer allgemeinen Beziehungsunfähigkeit. Sie weisen Defizite in grundlegenden sozialen Kompetenzen auf und scheitern an der Integration zunächst in den schulischen Klassenverband, später in das Arbeitsleben.
Die überraschenden und aufrüttelnden Ergebnisse seiner Analysen machen Winterhoff zu einem gefragten Gesprächspartner und Experten in Zeiten, in welchen sich Politiker und Intellektuelle wieder auf die zentralen Werte Familie, Kinder und Erziehung besinnen und das Ausmaß gesellschaftlicher Fehlentwicklungen immer klarer zu Tage tritt.
Nach „Warum unsere Kinder Tyrannen werden“ und „Tyrannen müssen nicht sein“ legt Winterhoff nun gemeinsam mit Dr. Isabel Thielen das dritte Buch zum Thema vor: „Persönlichkeiten statt Tyrannen. Oder: Wie junge Menschen in leben und Beruf ankommen.“