Auf der Tagung „1. Ulmer Denkanstöße“ dachte Kulturbürgermeisterin Sabine Mayer-Dölle weit voraus: Ulm auf dem Weg zur Kulturhauptstadt.
JÜRGEN KANOLD
„Kultur ist nicht, Kultur passiert“ – ein schöner Satz, ein Denkanstoß. Professor Heinz Kimmerle von der Universität Rotterdam warf ihn ein in seinem Vortrag über „Interkulturalität als Überwindung des Eurozentrismus“, gehalten gestern im Haus der Museumsgesellschaft auf der Tagung „1. Ulmer Denkanstöße“. Was Kimmerle unter anderem einfach mal
sagen wollte: Die Europäer sollten vom hohen Ross heruntersteigen und anerkennen, dass beispielsweise die Afrikaner nicht minder eine eigenständige Philosophie und Kunst besitzen und dass sich auf diesen Gebieten überhaupt ein Dialog „auf der Ebene völliger Gleichheit“ führen lässt. Was der Satz „Kultur ist nicht, Kultur passiert“ aber vor allem auch bedeutet: Von Kultur sollte man nicht nur reden, man sollte welche machen.
Das fiel einem dann später beim Vortrag der Ulmer Kulturbürgermeisterin Sabine Mayer-Dölle ein. Sie betrieb nämlich City-Marketing, warb in großen Worten für Ulm, „der Tür nach Südosteuropa“, und hielt eine mittlere Regierungserklärung. Unterm Titel „Ulm, Kulturstadt an der Donau, braucht den interkulturellen Dialog“ zählte sie viele überzeugende Beispiele dafür auf, wie die Interkulturalität eine Kraftquelle für die Stadt war und ist. Ob nun Ulm einst vom Handel der Völker profitierte oder Künstler und Wissenschaftler aus vielen Ländern hier gewirkt haben.
Aber beim Begriff „Kulturstadt an der Donau“ blieb Mayer-Dölle nicht stehen, sie erzählte den Zuhörern, dass die Ulmer „das Träumen nicht verlernt haben“, betonte, dass Ulm Europas Kulturhauptstadt 2020 werden wolle. Und den Weg dorthin „ebnet die Interkulturalität“. Wohl wahr, aber es muss eben auch Kultur „passieren“.
Erscheinungsdatum: Samstag 23.02.2008
Quelle: http://www.suedwest-aktiv.de/