Gemischte Reaktionen auf die Denkanstöße
Abschluss der dreitägigen Veranstaltungsreihe
Die „1. Ulmer Denkanstöße“ haben am dritten und letzten Tag viel Publikum ins Stadthaus gezogen. Die Reaktionen sind dennoch durchwachsen.
CHIRIN KOLB
Es war der ambitionierte Auftakt einer Reihe, die künftig jedes Jahr stattfinden soll: Die „1. Ulmer Denkanstöße“, organisiert von Stadt Ulm und Uni Ulm, hatten zum Thema „Interkulturalität“ hochkarätige Referenten, die von Donnerstag bis Samstag im Stadthaus Vorträge hielten oder auf dem Podium diskutierten. Waren die ersten Veranstaltungen noch mäßig besucht, so stießen vor allem die Referate am Samstagnachmittag auf großes Interesse.
Für OB Ivo Gönner waren die ersten „Denkanstöße“ ein „vielversprechender Auftakt“, mit dem er zufrieden sei. „Wir werden die Veranstaltungen jetzt reflektieren und überlegen, ob es zu viel Programm oder auch zu wenig war“, sagte er am Rande der abschließenden Diskussion. Manche Besucher sahen die Vortragsreihe nicht so positiv. „Von wegen Denkanstöße – das ist doch alles längst bekannt“, sagte einer, der sich seit Jahren mit Interkulturalität und Integration befasst.
Um Integration ging es auch in der Diskussionsrunde zum Abschluss. Prof. Karl-Heinz Meier-Braun, Leiter der Redaktion International des SWR, stört an der gegenwärtigen Debatte vor allem zweierlei. Erstens sei die Diskussion zu eng begrenzt auf Muslime. Zweitens stehe Deutschland erst am Beginn: „Wie kann man Integration als gescheitert erklären, wenn man sie sich erst vor zwei, drei Jahren auf die Fahnen geschrieben hat?“
Die islamkritische Autorin Dr. Necla Kelek warnte vor Verharmlosung. „Wir müssen bei den Problemen anfangen und nicht bei den Leuten, die die Integration geschafft haben.“ Als Beispiele nannte sie Zwangsheirat und Ehrenmorde. Sie forderte Entscheidungsfreiheit über sein Leben für jeden Menschen, kein Diktat durch den Islam.
Den Islam als solchen gebe es nicht, sagte Gönner. In Ulm lebten 8000 Türken, „eine höchst heterogene Gruppe“. Kurden seien darunter, Aleviten, und jeder dürfe in der Stadt nach seinen Gewohnheiten leben – sofern er friedlich bleibt, den Rechtsstaat achtet und die Rechte anderer respektiert.
Ein wichtiger Baustein für Integration ist Bildung. „Man kann aus der Hauptschule kommen und eine Chance haben“, diese Überzeugung versucht Rolf Kessler, Rektor der Spitalhofschule, seinen Schülern aus 14 Nationen zu vermitteln. Er gibt zu: „Es gelingt nicht immer.“
Erscheinungsdatum: Montag 25.02.2008
Quelle: http://www.suedwest-aktiv.de/