IMPULSREFERAT | 14. MÄRZ 2020, 14.00 Uhr
BIOGRAPHIE
Nach einer komplex traumatisierten Kindheit und einer umfangreichen Facharztausbildung in verschiedenen psychiatrischen, neurologischen und psychosomatischen Kliniken definiert sich Herr Dogs als Arzt, der aus dem Leben kommt und nicht aus dem Lehrbuch. Zur Finanzierung seines Studiums arbeitete er als Müllarbeiter, Tennistrainer, Masseur, Bademeister und als Animateur und Reiseleiter in Südfrankreich. Er sieht das als wichtigen Baustein seiner psychotherapeutischen Ausbildung. Nach über 35 Jahren als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Facharzt für psychosomatische Medizin – davon 25 Jahre als Chefarzt verschiedener psychosomatischer Kliniken – verfügt er über eine umfangreiche klinische Erfahrung mit zehntausenden Einzelpatienten und Paaren. Besonders bekannt wurde er durch die Mitbegründung der Panorama Fachkliniken in Scheidegg, die er zusammen mit einer Unternehmerfamilie durch sein ungewöhnlich erfolgreiches Konzept zu großer Anerkennung führte. Erstmalig in einer Klinik entwickelte er dort bereits 2001 eine poststationäre Chat- und Mailbetreuung und erreichte eine beeindruckende Verkürzung der mittleren Verweildauer. Zentraler Bestandteil seines therapeutischen Konzeptes ist die freie Therapeutenwahl in der festen Überzeugung, dass die therapeutische Bindung das entscheidende Kriterium für den Erfolg einer Psychotherapie ist. Von 2016 bis 2018 war er ärztlicher Direktor der psychosomatischen Fachklinik der Max-Grundig-Klinik Bühlerhöhe. Seitdem niedergelassen in Lindau am Bodensee und vorwiegend tätig als Berater und Coach für mittelständische Unternehmen und Vorstände großer Konzerne. 2017 schrieb er den Spiegel-Bestseller „Gefühle sind keine Krankheit“ zusammen mit der Sternreporterin Nina Pölchau.
THESEN ZUM VORTRAG
Wir verzeichnen eine unglaubliche Zunahme an psychischen Störungen und Erkrankungen. Auch bei Kindern werden ansteigend Störungsbilder diagnostiziert, die kritisch zu hinterfragen sind. Unsere Gesellschaft entwickelt sich zu einer Gemeinschaft, in der fast jeder Dritte psychisch krank war, ist oder werden wird. Gefühle werden zunehmend pathologisiert und es wird unterschieden zwischen positiven und negativen Emotionen. Der Vortrag möchte kritisch hinterfragen, warum Trauer zur Depression wird, Angst zu einer generalisierten Angststörung und Wut – zumindest wenn sie unkontrollierbar ist – als gereizte Manie bezeichnet wird. Menschen werden von der Fachwelt psychisch krank geredet und eine ganze „psychosomatische Industrie“ lebt gut davon. Auf der anderen Seite steht eine verunsicherte Klientel, wie auch durch die Medien oft vermittelt wird, die behandlungsbedürftig ist. Die Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Erkrankungen erreicht ungeahnte Höhen und die angebotenen Behandlungsmethoden sind seit Jahrzehnten mit einem Mantel der Schwermut belegt und zeigen kritische Ergebnisse. Dieser Vortrag ist ein Plädoyer für Gefühle, weg von der Pathologisierung und hin zu einer gegenwartsnahen, lösungsorientierten Psychotherapie, die das Leben nicht komplizierter macht, sondern positiv besetzt und vereinfacht. „Krise ist ein produktiver Zustand, wenn Du ihr den Beigeschmack der Katastrophe nimmst.“ (frei nach Max Frisch)
Bildquelle: Archiv Christian Peter Dogs